Aus der Vereinschronik...

Gründung

Die Gründungsmitglieder
Die Gründungsmitglieder

Der Zöschener Turnverein wurde 1903 von Lehrer Hoffmann, Willi Bley und Walter Blei gegründet. Die Gebrüder Biermann, die ebenfalls Mitglied waren, suchten aber nach einer anderen Herausforderung.

Gerade das Interesse Alfred Biermanns galt eher dem Rasensport. 1912 wirkte er an der Gründung des Fußballvereins mit. Initiator war nach Aussagen alteingesessener Zöschener jedoch ein Anderer: Lehrvikar Heidelberg. In der Gaststätte "Grüne Aue" wurde am 9. August 1912 der Fußballverein Zöschen 1912 e.V. gegründet. Das erste Spiel gegen den SV Merseburg verlor man noch, doch im November 1912 gelang schließlich der erste Sieg gegen Preußen Merseburg. 

Während des 1. Weltkriegs

Mannschaftsfoto auf dem Gemeindeholz/Festplatz
Mannschaftsfoto auf dem Gemeindeholz/Festplatz

Trotz der Wirren des 1914 ausgebrochenen 1. Weltkrieges konnten die Brüder Biermann alleine fast eine ganze Mannschaft stellen - es waren neun Brüder. Der Spielbetrieb wurde während des Krieges so gut es ging aufrechterhalten, auch ohne Anschluss an einen Turnerbund und ohne vorschriftsgemäßen Sportplatz. Es machte einfach Spaß und war eine gefundene Ablenkung, sich zu den Spielen zu treffen, solange es ging.

 

Als Alfred Biermann fast als Letzter aus dem Krieg kam, war der Spielbetrieb schon wieder in vollem Gange. Da inzwischen "wilde Vereine" keine Spiele mehr gegen die einem Turnerbund angeschlossenen Vereine bestreiten durften, wurde auf der nächsten Monatsversammlung entschieden, sich dem "Arbeiter-, Turn- und Sportbund" anzuschließen. Von nun an konnten Spiele mit Vereinen ausgetragen werden, die dem selben Bund angehörten. Auf Grund der niedrigen Vereinszahl ging es da schon mal mit dem Fahrrad bis nach Halle, ins Geiseltal oder gar Richtung Leipzig.

Die Zeit der Weimarer Republik

In einem Spiel in Wettin kam es zu einem Zwischenfall durch den Schiedsrichter zum Nachteil von Zöschen. Die Partie wurde am folgenden Montag auf der Spielbörse als verloren gewertet, der "Arbeiter-, Turn- und Sportbund" in Leipzig bestätigte dieses Urteil. Daraufhin wurde bei der nächsten Monatsversammlung der Austritt aus dem Bund zur Debatte gestellt und mit großer Mehrheit beschlossen. Man schloss sich dem "Deutschen Turn- und Sportbund" an und hatte jetzt deutlich mehr Spiele in der unmittelbaren Umgebung. 

Anfang der 1920er Jahre suchte der Verein nach einem neuen, geeigneteren Platz. Nach Verhandlungen mit dem Grafen "Leo von Hohenthal und Bergen" stellte dieser seine Teichwiese unentgeltlich zur Verfügung. Parallel hatte sich der Arbeitersportverein "Die Roten" gegründet, mit dem eine "handfeste Rivalität" entstand. "Die Roten" spielten bis 1933 weiter auf der Teichwiese.

Nach dem Hochwasser 1926 suchten "Die Schwarzen" einen Ausweichplatz und wurden dabei auf dem Gerstenstoppelfeld der Familie Tautz (unterhalb der heutigen Zahnarztpraxis) fündig. Der Verein musste pro Morgen 40 Mark im Jahr zahlen, bekam dafür jedoch keine finanzielle Unterstützung. So versuchten die Sportfreunde - u.a. mit der Gründung einer Kulturgruppe, die am 1. Weihnachtsfeiertag einen Theaterabend veranstaltete - das Geld auf anderen Wegen zu erlangen. 

Während des Nationalsozialismus

Mitglieder und Spieler des Vereins 1937
Mitglieder und Spieler des Vereins 1937

Nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler wurde der Arbeiterverein "Die Roten" aufgelöst und verboten. Die Sportfreunde spielten schließlich bei den "Schwarzen" weiter Fußball. 

Zum 21. Stiftungsfest fand ein Spiel zwischen Zöschen und Günthersdorf statt. Der Eintritt kostete damals einen "Sportgroschen".

 

Als 1. Vorsitzender sollte Alfred Biermann unbedingt der Nazi-Partei NSdAP beitreten, lehnte jedoch ab. Er blieb bis zur 25-Jahr-Feier 1. Vorsitzender. Biermann und Gastwirt Alfred Weißhuhn hatten das Fest gut organisiert. Essen, Trinken und alles, was das Herz begehrte waren umsonst.

Am Donnerstag wurden den im Krieg gefallenen Sportfreunden gedacht. Freitag wurden Vorrundenspiele ausgetragen; am Abend fand ein Fackelumzug mit mehr als 250 Fackelträgern statt. Am Sonnabend wurden dann weitere Spiele ausgetragen. Altranstädt besiegte Schladebach mit 3:1 (1:0), Zöschen spielte gegen Braunsdorf 1:1 (0:1). 

Am Abend hielten verschieden Personen Ansprachen, darunter auch Alfred Biermann, Landgraf (Mitarbeiter der "Deutschen Sporthilfe") und Ortsgruppenführer Bley. Alfred Biermann, Ernst Biermann, Artur Biermann, Willy Taube und Willy Sperling wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt, weitere verdiente Mitglieder und Spieler geehrt. Der FV Zöschen von 1912 konnte auf ein gelungenes Jubiläum zurückblicken, mit reger Beteiligung der Einwohnerschaft, sowie seiner Mitglieder. 

Zum Gedenken an unsere Mitglieder und Freunde
Zum Gedenken an unsere Mitglieder und Freunde

Nach dem Rücktritt Biermanns als 1. Vorsitzender übernahm Paul Schmidt das Amt. Schmidt bekam das Eiserne Kreuz bei der Schlacht um Stalingrad verliehen, fiel jedoch 1944 beim Rückzug. Weitere 27 junge Sportler kamen im zweiten Weltkrieg ums Leben.

Der Spielbetrieb nach Kriegsende ging schleppend voran. Da nicht jeder ein Fahrrad hatte, kam es oft vor, dass zwei Spieler auf einem Rad zu den Auswärtsspielen unterwegs waren. Gespielt wurde damals beispielsweise in Braunsdorf, Possendorf (heute Halle-Neustadt), Leuna, Raßnitz und Altranstädt. 

1948 wurde der Sportplatz von den aktiven Sportfreunden grundlegend erneuert.

Gründung der DDR

Mit Gründung der DDR wurden die in diesen Jahren entstehenden Maschinen-Ausleih- (MAS) und Maschinen-Traktor-Stationen (MTS) für die Vereine als Trägerbetrieb festgelegt. Dadurch erhielt unser Verein den Namen "Betriebssportgemeinschaft Traktor Zöschen". Zu den Spielen fuhr man jetzt im "Glaskasten" - einem LKW mit Aufsatz.

In der Saison 1950/51 gelang Zöschen im ersten Heimspiel ein 2:2 gegen den späteren Meister Aktivist Geiseltal. Man beendete die Spielzeit auf dem 11. Platz. 

Beim "Deutschen Sportfest" 1957 in Leipzig traf man auf die Sportfreunde aus Rethen (heute Niedersachsen). Zwei Jahre später reiste man zu einem Freundschaftsspiel nach Westdeutschland. Am 28. Juni 1959 spielte man erneut in der BRD - diesmal beim TuS Fichte Lintfort.

Die Zöschener Alt-Herren zum 50. Jubiläum
Die Zöschener Alt-Herren zum 50. Jubiläum

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens gedachte der Verein am 22. Juni 1962 den Gefallenen und Verstorbenen Sportfreunden mit Kranz-niederlegungen. Danach ging es zur Feierstunde in die Konsumgaststätte. Nachbarvereine, KFA, DTSB und der Rat der Gemeinde überbrachten Glückwünsche. Außerdem spielte Zöschen gegen den höherklassiegen ASV Döbeln.

 

1964 spielte Zöschen im letzten Spiel auf dem Müchelner Parksportplatz. Anschließend musste er der Braunkohle weichen.

Im Frühjahr 1967 wurde Jürgen Siermann zur Marine eingezogen. Bei Vorwärts Stralsund spielte er DDR-Liga bis 1971/1972, danach DDR-Oberliga. In 344 Spielen schoss er 138 Tore. Auch spielte er international 22 Partien und erzielte dabei sechs Tore.

1969 übernahm Georg Sternal das Amt als Sektionsleiter, welches er bis 1993 inne hatte. In den 70er Jahren hatte der Verein großen Zulauf von neuen Mitgliedern und Nachwuchsspielern.

Im Januar 1972 war Vorwärts Stralsund zu einem Trainingslager in Thüringen und spielte auf dem Rückweg ein Freundschaftsspiel in Zöschen. Die Gäste gewannen standesgemäß mit 1:15. Für den kommenden Sommer wurde ein Rückspiel in Stralsund vereinbart, bei dem man gegen die zweite Mannschaft (Bezirksliga) mit 0:6 verlor. Im Anschluss sah man noch das DDR-Oberligaspiel zwischen Stralsund und Leipzig. Es folgten weitere Besuche in der CSSR und Polen, sowie Freundschaftsspiele gegen deutsche und nicht-deutsche Mannschaften in Zöschen.

Da die alte Holzbaracke zu klein und vom Holzwurm befallen war, wurde in den Jahren 74 bis 76 ein neues Gebäude gebaut. Pünktlich am 31. Mai 1976 wurde die Einweihung gefeiert.

Das Programm zum Sportfest 1977
Das Programm zum Sportfest 1977

65 Jahre Sport in Zöschen wurden 1977 mit einer ganzen Woche voller Höhepunkte gefeiert. Zu Gast waren unter anderem die Sportfreunde von Suchdol Prag mit vier Mannschaften. Darüber hinaus gab es Turniere der I. und II. Männermannschaften, Jugend - und Schülermannschaften, sowie Tanzabende und ein Feuerwerk. 

Die darauffolgende Spielzeit verlief für Zöschen äußerst erfolgreich, mit den Meistertiteln für unsere 1. und 2. Mannschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die Bezirksklasse. Dort wurde es nun allerdings zum Problem, dass die Wege deutlich weiter waren und kaum jemand ein Auto hatte. So fuhren alle Mannschaften mit einem gemieteten Bus bzw. im Traktor zu ihren Auswärtsspielen. Spielermangel wurde in den kommenden Jahren mit sowjetischen Soldaten ausgeglichen, wobei zunächst die Sprachbarriere und Probleme mit dem Arztstempel geklärt werden mussten. Erst dann konnten zwei Soldaten - ein Ukrainer und ein Armenier - das Zöschener Spiel unterstützen.

1982 wurden "70 Jahre BSG Traktor Zöschen" gefeiert, mit Vereinsnadeln, -wimpeln und Aufklebern. Auch Biergläser mit Vereinslogo waren vorrätig. Highlight war das Spiel gegen DDR-Meister Chemie Leipzig, welches die Favoriten mit 2:9 gewannen. 

Ende der 1980er Jahre wurde das Sportlerheim ein drittes Mal ausgebaut. Der heutige Jugendclub sollte ursprünglich ein Raum zur Ausstellung unserer Pokale und Fahnen werden. Auch war eine Kegelbahn geplant, für die man aber keine Erlaubnis erhielt. 

Wendezeit und Wiedervereinigung

Wiedersehen mit dem TSV Rethen nach 31 Jahren
Wiedersehen mit dem TSV Rethen nach 31 Jahren

Unmittelbar nach der Grenzöffnung nahmen Georg Sternal und Torwart Uwe Albrecht Kontakt mit TSV Rethen auf. 31 Jahre nach dem letzten sportlichen Vergleich trafen beide Mannschaften im Januar 1990 erneut aufeinander. Das Ergebnis war zweitrangig und im Anschluss wurde bis in die Nachtstunden in gemütlicher Runde beisammen gesessen. Für den August wurde ein Spiel in Zöschen vereinbart. 

 

Der bisherige BSG-Leiter Gerhard Frenkel stellte seinen Posten zur Verfügung, sodass die Vereinsarbeit nun allein in den Händen von Sektionsleiter Sternal lag. 

Am 8. März 1990 wurde Frau Dr. Flad als langjähriges Mitglied und Gründerin der Gymnastik-Abteilung mit einem Präsent verabschiedet.

Bei den Neuwahlen im Juli 1990 kam es zu einigen grundlegenden Veränderungen. Der Verein hatte keinen Trägerbetrieb mehr, nannte sich aber trotzdem noch Betriebssportgemeinschaft. Sportfreund Wolf Erhard schlug deshalb vor, sich wieder am alten Namen zu orientieren und als "Sportverein 1912 Zöschen e.V." eintragen zu lassen. Seit dem 2. August 1990 ist der Verein unter der Nummer 98 des Vereinsregisters beim Kreisgericht Merseburg registriert und rechtsfähig. Georg Sternal wurde offiziell als 1. Vorsitzender gewählt. 

Im Februar 1991 wurde die Anbringung von Werbetafeln auf dem Sportgelände genehmigt, im Oktober folgte die Aufnahme in den Fußballverband von Sachsen-Anhalt. Nach dem Einbau der Ölheizung im Sportlerheim 1995 folgte 1997 der Ausbau, inklusive einer zweiten Heizungsanlage für den Jugendclub.

Die Zöschener Nachwuchs-Fußballer beim Sportfest 2012
Die Zöschener Nachwuchs-Fußballer beim Sportfest 2012

1998 wurde der Trainingsplatz abgenommen, sodass Zöschen fortan zwei Plätze zur Verfügung hatte. In der darauffolgenden Saison stieg man als Meister in die 1. Kreisklasse auf und erreichte mit der C-Jugend das Kreispokal-Finale. Ende März 2000 begann die Sanierung des Hauptplatzes, sodass Zöschen in Wallendorf spielen musste.

 

In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends spielte die Männermannschaft im Mittelfeld der Kreisklasse, dafür tat sich in der Nachwuchsarbeit einiges. 2005 fingen Wolfgang und Jens Kittner mit zwölf Kindern an, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Heute sind es über 50 Kinder, die regelmäßig für den SV Zöschen die Fußballschuhe schnüren. Auch das Trainerteam ist stetig gewachsen. Über die Jahre kamen unter anderem Rico Stuck, Maximilian Klemm, Andreas Beckert, Andreas Schöbel, Olaf Häseler, Nils Schimkat, Lena Krause, Anne Stier, Lisa Hoyer und Laura Steinbock hinzu.

 

2009 wurde aus 100 verdienstvollen Übungsleitern die fünf besten ausgewählt und in Hamburg ausgezeichnet. Mit dabei war Wolfgang Voigt aus Zöschen.

 

Heute

2012 feierte der Verein sein 100-jähriges Bestehen mit einem großen Fest, vielen Zuschauern und Gratulanten. Unter anderem waren der KFV Saalekreis, der Kreissportbund, der Landessportbund, der Mitteldeutsche Rundfunk sowie zahlreiche Vertreter der Nachbarvereine und der anderen Zöschener Vereine zu Gast. Highlight war ein Spiel gegen die Traditionsmannschaft der BSG Chemie Leipzig.

 

Nach elf Jahren in der 1. Kreisklasse stieg unsere Männermannschaft 2011 schließlich als Meister in die Kreisliga auf. Dort kämpfen sie seitdem jedes Jahr mit um den Aufstieg; wurden 2016/2017 Zweiter.

 

Im April 2016 wurde die Abteilung Volleyball gegründet, wodurch der Verein nun offiziell aus den vier Abteilungen Fußball, Tischtennis, Gymnastik und Volleyball besteht.

Die 1. Mannschaft des SV Zöschen mit dem Pokal für die Kreisliga-Meisterschaft 2017/2018.
Die 1. Mannschaft des SV Zöschen mit dem Pokal für die Kreisliga-Meisterschaft 2017/2018.

Nur wenige Jahre nach der Meisterschaft in der Kreisklasse konnte unsere 1. Männermannschaft auch in der Kreisliga alle anderen Teams hinter sich lassen und stieg somit in die höchste Spielklasse im Saalekreis, die Kreisoberliga, auf.

 

Mit der Saison 2018/2019 treten auch erstmals Teams der Abteilungen Tischtennis und Volleyball im Ligaspielbetrieb an. Unsere Tischtennis-Asse sind in der 4. Kreisklasse des Tischtennis-Verbandes Sachsen-Anhalt (TTVSA) vertreten, während die Volleyballer in der Kreisoberliga des Volleyball-Verbandes Sachsen-Anhalt (VVSA) an den Start gehen.